Algenbekämpfung im Schau-Aquarium

Mitte Dezember 1995 wurde im Foyer des Ev. Krankenhauses Mülheim an der Ruhr ein großes Schauaquarium aufgestellt. Die Durchführung dieses Projektes lag bei der technichen Abteilung des Krankenhauses und uns, einer Aktivengruppe des Vereins “Aquarienfreunde 07/48 a.d. Ruhr e.V.

Das Aquarium wirkte vor allem als Raumteiler. Die Holzverkleidung reicht vom Boden bis zur Decke und wird seitlich von zwei Pflanzzonen dekorativ eingerahmt. Das Volumen des Aquariums liegt bei 1.500 Litern, Länge 215 cm, Tiefe 100 cm und Höhe 80 cm. Die technische Ausstattung besteht im wesentlichen aus einem großen Filter mit zwei Filtertöpfen, einem Thermofilter, drei HQI-Leuchten, je 150 Watt und einer CO2-Anlage. Einrichtung und Bepflanzung bestehen aus leichtem, rotbraunem Eifel-Vulkangestein, rotbraunem Urix-Bodengrund, Schwertpflanzen, niedrigwüchsigen Sagittarien als Bodendecker und zusammenhängenden Javamoospolstern, die zwischenzeitlich den Steinaufbau besiedelt haben.

Bewohnt wird dieses Aquarium von 200 Roten Neons, 80 Kirschflecksalmlern (H. scolofi), 35 Kaisertetras, 12 Panzerwelsen (C. sp. “Panda“), 7 Harnischwelsen (Farlowella arcus) sowie Posthorn- und Turmdeckel-Schnecken. Die Ungeduld von Klinikpersonal und interessierten Patienten führte zu einer überhasteten Einrichtung, mit der wir bewusst eine ungünstige Anfangsentwicklung des Aquariums in Kauf nahmen. Es ist durchaus verständlich, dass ein leerstehendes, halbfertiges Aquarium oder gar eine “Baustelle“ in einem solchen Krankenhausbetrieb nicht so lange toleriert werden kann, wie in einem privaten Wohnzimmer oder gar in einem Kellerraum. Darum führten wir die Einrichtung “mit Siebenmeilenstiefeln“ durch, wohl wissend, dass die Strafe auf dem Fuße folgen würde. So war es dann auch: Schon nach einer Woche begann eine Algenplage. Trotz verzweifelter Sanierungsversuche (ständiger Teilwasserwechsel, Änderungen der Beleuchtungsverhältnisse, Entkeimung durch Ultraviolettbestrahlung und eine mäßige, kontrollierte Fütterung) begannen Blaualgen, Braun- und Fadenalgen bald, ungehemmt zu wuchern und Steine, Pflanzen und Bodengrund mit dichten Belägen zu überdecken. Obwohl das Wasser durch Schwebealgen stets weißlich trüb war, fühlten sich die Fische wohl. Die Kaisertetra laichten sogar fortwährend ab.

Ein Ausschnitt des Aquariums im Krankenhaus zeigt den gesunden Pflanzenwuchs. Dieser Zustand überdauerte den gesamten Januar 1996 und keine Maßnahme führte zu einer Besserung, sodass wir der Krankenhausleitung und den Patienten gegenüber von einer peinlichen Verlegenheit in die andere fielen.

In dieser Situation machte uns ein befreundeter Zierfischgroßhändler aus Oberhausen den Vorschlag, uns an Herrn Rainer Bové zu wenden, den Inhaber einer Firma, die Aquarienprodukte herstellt. Herr Bové sei ein Tüftler und könne uns vielleicht helfen. Wir wandten uns an ihn und er konnte uns helfen. Herr Bové versorgte uns kostenlos mit den Produkten seiner Firma, die den Bakterienhaushalt des Aquariums kurierten, Algen zurückdrängten und den Pflanzenwuchs förderten. Innerhalb von drei Wochen nach Beginn dieser Behandlung verschwanden die Algen, und das Aquarium entwickelte sich zu einer wahren Augenweide. Die Schwertpflanzen wuchsen kräftig und gesund und die Sagittarien bildeten in kurzer Zeit einen Rasen aus. Auch die Javamoospolster, die nur als kleine Ansätze in das Aquarium eingebracht worden waren, entwickelten schöne Polster auf den Steinen. Bei der fast täglichen Betreuung des Beckens bekommen wir nun regelmäßig Komplimente für das “wunderschöne Aquarium“.

Zwischenzeitlich hatten wir Anfang Februar 1996 in unserer Vereinsanlage in Mülheim-Styrum ein 4.000-Liter-Aquarium eingerichtet (“Schloß Styrum“, Moritzstraße, an Sonn- und Feiertagen von 11.00 bis 18.00 Uhr für Publikum geöffnet).

Dieses Aquarium hat eine Kantenlänge von 180 cm und eine würfelförmige Gestalt. Die Technik besteht aus einem Außenfilter, der mit einer Kreiselpumpe betrieben wird, und einer HQI-Lampe (150 Watt). Rück- und Seitenwände werden bis zur Wasseroberfläche von einem Steinaufbau verdeckt, an dem verschieden große Anubiasstöcke befestigt sind. Ein Mischbestand aus Vallisnerien und Schwertpflanzen vervollständigt die Dekoration. Das “Einfahren“ des Aquariums wurde in der sonst üblichen Weise mit viel Geduld durchgeführt. In den folgenden Wochen entwickelten sich nur Braunalgen auf Steinen und Pflanzen, die sich jedoch schnell zu einer Plage entwickelten. Durch den zeitgleich stattfindenden Sanierungserfolg im Krankenhausaquarium ermutigt, behandelten wir auch dieses Aquarium mit den Präparaten von Herrn Bové. Die Folge war, dass sich die Braunalgen innerhalb von zwei Wochen auflösten. Die Anubiasstöcke auf der Steindekoration haben sich inzwischen sehr schön entwickelt und die Vallisnerien streben zur Wasseroberfläche. Auch die Schwertpflanzen gedeihen prächtig, trotz der beträchtlichen Wassertiefe. Den Tierbesatz bildeten ca. 30 Regenbogenfische (M. trifasciata, M. boesemani, M. herbertaxelrodi und M. affinis) sowie eine Gruppe Wüstengrundeln mit etlichen Jungfischen. Auch dieses Aquarium wird von Besuchern wegen seiner Wirkung mit Komplimenten bedacht.

Für die Unterstützung möchten wir, die “Aquarienfreunde 07/48″, unserem befreundeten Großhändler für seinen Ratschlag danken, und Herrn Rainer Bové für seine hilfreiche Unterstützung.

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